Schmerz, heißt es, sei Schwäche, die den Körper verlässt. Selten so einen Quatsch gehört. Denn unser Schmerz zeugt von Stärke. Er äußert sich als Muskelkater und auch als herkömmlicher Kater, als Blessur und als Wehwehchen, alles wie Trophäen eingesammelt am vergangenen Wochenende in Stuttgart und nun heroisch vor uns hergetragen als Erinnerung an ein sportliches Pensum, das uns selbst vor 30 Jahren alles abverlangt hätte.
Denn dort, in Stuttgart, fand das diesjährige HoTeGo statt.
Ho wie Hockey, Te wie Tennis, Go wie Golf. Drei Sportarten, die jede auf ihre Art Technik, Taktik und Ballgefühl vereinen und die also wie der Zehnkampf der Ballsportler daherkommen. Zehnkampf deshalb, weil unter anderem noch Durchhaltevermögen, Geselligkeit und ein gewisses Maß an Trinkfestigkeit an weiteren Disziplinen hinzukommen. Denn das ist der Kern dieses dreitägigen Schmerzeinsammelns: Freundschaften aus alten und neuen Tagen. Sie werden auf und neben dem Sportplatz vertieft mit Anekdoten von früher und Neuigkeiten der Gegenwart. Erlebnisse schlagen Ergebnisse. Gezählt werden dann aber trotzdem nur die nackten Resultate in den drei Kernsportarten, und darin trafen wir wie jedes Jahr auf die Teams aus Köln, München, Flottbek, Essen, Düsseldorf, Krefeld und eben Stuttgart.
Wie wohl jede gute Turniermannschaft ließen wir zum Start am Freitag beim Golf noch Luft nach oben und beendeten die Runden auf dem tollen Platz des GC Solitude mit seinen äußerst anspruchsvollen Grüns als Letztplatzierte.
Eine schwere aber durchaus einkalkulierte Hypothek für die folgenden Tage auf der Anlage der Stuttgarter Kickers.
Tennis war in den vergangenen Jahren stets unsere stärkste Sportart gewesen, was der vierte Platz nach dem ersten Tag auch dieses Mal unter Beweis stellte. Leider musste Flo Loddenkemper am Samstag abreisen. Das schwächte unser stärkstes Doppel, und auch die übrigen vier Paare ließen sich davon anstecken, so dass wir im Laufe des Sonntags immer weiter in der Tabelle abrutschten. Vielleicht waren es auch die zahlreichen Regenpausen, die uns aus dem Tritt brachten, im Schlusstableau jedenfalls stand ein wenig erbaulicher siebter Rang zu Buche, gleichbedeutend mit dem sich langsam manifestierenden letzten Platz im Gesamtklassement. Sehr lobend sei der Einsatz von Vedran Par in einem unserer Doppel erwähnt. Dank eines Crashkurses in den letzten Tagen vor dem Turnier machten wir aus unserem unermüdlichen Hockey-
Motor einen filigranen Tennisbaron, der dem weißen Sport mit der künftig nach ihm benannten Aufschlagtechnik eine neue Facette verlieh.
Und trotzdem: Die Chronisten sprachen schon von der „Schmach von Degerloch“. Doch dann kam alles anders und das lag an unserer eigentlichen Liebe: dem Hockey. In den letzten Jahren hatten wir uns hier stetig verbessert und liebäugelten dieses Mal mit einem Platz in den Top 5. In unseren Gruppenspielen kassierten wir insbesondere dank unserer phänomenalen Torfrau Alexandra Pfeil keinen Gegentreffer und limitierten so das Düsseldorfer Triple Talent Team auf zwei Talente, gestatten den Stichlingen aus Hamburg keinen Stich und bremsten auch die Schwabenpfeile elegant aus, so dass wir verdient ins Finale einzogen. Hier warteten die spielstarken Knöngels aus Krefeld. In einer munteren Partie trennten wir uns 1:1, mussten uns dann aber im fälligen Siebenmeterschießen geschlagen geben. Platz zwei in der Königsdisziplin, damit konnten wir mehr als zufrieden sein, zumal es bedeutete, dass wir in der Gesamtwertung noch an Essen vorbeizogen, und so der Kelch der ungeliebten Roten Laterne auch in diesem Jahr an uns vorüber ging.
Gleichzeitig wahrten wir uns mit dieser Platzierung die Chance, im nächsten Jahr eins draufzusetzen. Und so wird es hoffentlich kommen. Denn dann werden wir erstmals selbst Gastgeber dieses Turniers sein. Die Vorfreude der anderen Mannschaften auf ein Wochenende in Berlin war während des ganzen Turniers zu spüren. Und auch wir freuen uns jetzt schon sehr darauf, dann alle im Wespennest willkommen zu heißen. Die Rückfahrt jedenfalls geriet bereits zum ersten Brainstorming für unsere Ausrichtung.
Bis dahin bleibt die Erinnerung an ein rundum harmonisches und von den Kickers durchweg liebevoll, aufmerksam und angenehm unaufdringlich organisiertes Wochenende in Stuttgart. Es war ein einziger großer Spaß inklusive der Geburtstagsfeiern für unseren so sehr vermissten Freund Ole Vinck am Freitag und für unseren Teamcaptain Alex Carsten in der Nacht auf Sonntag.
Und der Schmerz, na ja, der ist ja bekanntlich nichts als Stärke, die zurück in den Körper will.
Mit dabei waren Alexandra Pfeil, Jan Möller, Alexander Carsten, Florian Loddenkemper, Vedran Par, Steven Bressner, Detlef Clausen, Jan Ziechmann, Björn Franke, Riki Wever, Leon Arnold, Wolfram Keller, Caspar Schmucker und Alexander Holtz
Alex Holtz