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Berliner ... äh ... Meister

Jetzt setzt euch alle mal brav hin und dann erzählt euch Opa die Geschichte der abgelaufenen Hallensaison unserer Alten Herren. Alte Herren – damit das mal klar ist – ist eine Bezeichnung, die wir nicht besonders mögen. Sie klingt nach Heizdecke, Eierlikör und Vergänglichkeit. Allwissende Herren, Omnipotente Herren oder einfach nur Männer trifft es nach unserem Verständnis besser.

Es stimmt schon, je älter wir werden, desto besser waren wir früher. Das ist der positive Aspekt des Älterwerdens. Man wird vergesslich. Man verzeiht diesem Sport die Gnadenlosigkeit, mit der er alle technischen und taktischen Unzulänglichkeiten seiner Sportler offenlegt. Manchmal vergisst man auch gleich den ganzen Termin, aber das ist nicht so schlimm, wir haben einen großen Kader.

Ja.

Wo war ich stehengeblieben? Richtig, erstes Spiel. Es ging gegen Süd oder West oder Nord oder so. Das ist ja bei unseren Gegnern nicht immer so genau zu sagen, woher die jetzt eigentlich kommen. Die meisten von ihnen sind über den Status des Vereinslebens schon hinaus und haben sich zu archaischen Gemeinschaften zusammengeschlossen. Jedenfalls trugen sie dem Anlass angemessen Schwarz. 12:1 ging’s aus. Oder waren sie grün? Wie auch immer, war auf jeden Fall in der Adventszeit. Zu Weihnachten gab’s dann wieder unser traditionelles Gänseessen. Dings war auch da. Wie man hört, hat er eine neue Freundin. Wie hieß die gleich? Julia? Nee, Jutta? Auch nicht. Egal, so ein Rotweinfleck geht ja nur ganz schwer raus. Wenn man es falsch macht, bleibt ein dunkler Schatten. Früher hätten wir Süd, da hießen sie noch MHC, jedenfalls auch nicht viel höher geschlagen, obwohl früher haben wir ja noch 2 x 30 Minuten gespielt und nicht bloß 2 x 20, da fällt das dann schon auf, wenn man mehr als drei Auswechselspieler hat, da will ja in der kurzen Zeit jeder mal ran. Janina? Nee, so hieß die auch nicht. 10:2 also. Ach nein, das war schon das zweite Spiel, das war gegen die Grünen. So viele Tore, da kommt man ganz durcheinander. Gegen die Gelben war’s 9:1 und danach schon wieder 10:2, diesmal gegen die Roten. Bei den Ergebnissen wirkt es im Nachhinein grotesk, dass wir uns eigentlich die ganze Saison über nicht einigen konnten, wie man mit dem gegnerischen Mittelmann umgeht. Es gab da zwei Fraktionen. Die einen, die es nicht im Kreuz haben, waren für Manndeckung, die anderen für Raumdeckung. Im Spiel wurde es dann meist eine Zwischenlösung, was aber auch nicht so wild war, denn die Gegner schafften es eh nie richtig, unsere offene Flanke zu entdecken. Jill? Auch nicht. Gegen Rücken soll ja dieses Hausmittel helfen, hab ich vergessen, was genau, oder einfach mal zum Chiropraktiker, der bewirkt Wunder. Jeder von uns ist eh nur eine zufällige Bewegung und das Einrenken irgendeines unentdeckten Wirbels von seiner früheren Geschmeidigkeit entfernt. Eigentlich geh ich ja lieber zum Training als zu den Spielen. Da ist das Niveau höher und die Laune ist auch viel besser, also, solange nicht einer dem anderen den Ball auf den Handschuh zimmert, das schlägt dann schon auf die Stimmung und es fallen unflätige Kommentare. Da fällt mir ein, ich muss noch dringend Klopapier kaufen, in Zehlendorf ist das ja inzwischen aus, vielleicht versuch ich’s mal im Prenzlauer Berg, gegen die war’s noch am engsten, 7:4. Das Schöne am Training ist, dass wir es nicht so weit ins Clubhaus haben. So ein Training will ja aufgearbeitet werden. Man muss nur aufpassen, dass es nicht allzu spät wird, sonst hängt der Haussegen, ähm, wie auch immer. Die haben sogar zwei Teams bei Rotation, die Zweite haben wir 7:0 geschlagen. Klopapier kann man sonst auch bei Amazon bestellen. Das schaltet dann gleich noch einen Blockbuster frei. Eigentlich ganz praktisch. Und zum Schluss noch die Blauweißen. JASMIN!!! So hieß die! Jetzt hab ich’s. Blond war die oder mehr so halbbrünett, echt nett. Wir überlegen ja, uns einen Hund zuzulegen, auch für die Kinder, damit die mal lernen, Verantwortung zu übernehmen, nur haaren darf er nicht so, das ist ja zumindest bei den meisten in unserem Team kein so gravierendes Problem mehr, das mit den Haaren. Hauptsache keine Katze. 11 zu irgendwas wurden die Blauweißen abserviert, bei 0 haben wir aufgehört zu zählen. Und dafür gab es jetzt wieder das Brett. Zum 10. Mal in Folge in der Halle Berliner … äh … Meister. Ob im Clubhaus überhaupt noch Platz ist? Wofür nochmal?

 

Alexander Holtz