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Nachruf

Liebe Wespen,

 

wir müssen Euch mitteilen, dass unser Freund, Mannschaftskamerad und Hockeyvorstand Ole Vinck plötzlich und unerwartet im Alter von 51 Jahren verstorben ist. Wir trauern vor allem mit seiner Mutter sowie den beiden Brüdern und ihren Familien, aber auch mit unzähligen Freundinnen und Freunden von Ole. Einer seiner besten Freunde, Alexander Holtz, hat den folgenden, wundervollen Nachruf verfasst:

 

Ole, was soll der Scheiß?

Es ist immer noch schlicht unbegreiflich und wird es noch sehr lange sein: Ole ist nicht mehr da. Der, der immer da war. Der geselligste, unterhaltsamste, fröhlichste, vergnügteste Mannschaftskamerad und Freund, den man sich vorstellen kann. Plötzlich und unerwartet weg.

Talentierter als die meisten in Sport und Job. Cleverer Stratege, gewitzter Taktiker, gewiefter Würfler, mutiger Spieler, Zocker, Freigeist, Textgenie. Ole lebte, wie er im Sport war: risikobereit, trickreich und aus dem Bauch heraus. So wie er auf dem Platz gerne den tödlichen Pass von ganz hinten nach ganz vorne suchte, so spielte er im Leben auch gerne über die lange Bande. Und auch wenn wir ihm dann und wann zurufen wollten, mal den sicheren Zug zu wählen, den Fuß vom Gas zu nehmen, so haben wir ihn doch auch immer ein Stück weit für seine Lebensweise bewundert.

Ole liebte das Leben. Und er lebte es unkonventionell. Ole war Genießer. Gutes Essen, guter Wein, gute Musik, gute Gespräche. Er war für jeden Spaß zu haben, auf Kosten anderer aber auch auf eigene. Er konnte über vieles lachen und wir immer wieder über ihn. Er war ein Geschichtenerzähler wie kein Zweiter. Wer den genauen Hergang der Feuerwalze im Last-Minute-Derbysieg gegen den BHC nicht kennt, sechs Sekunden Hockey verpackt in eine halbstündige Erzählung, Legendenbildung in Zeitlupe, wer diese Story nicht kennt, hat Ole nicht gekannt. Jenen kann man nur sagen: Ihr habt etwas verpasst. Und nicht nur den heiteren, aufgeschlossenen, witzigen, manchmal infantilen Menschen, auch den reflektierten, ernsten, politischen, emotionalen, durchaus streitbaren, bisweilen philosophischen Mann, der immer ein offenes Ohr für seine Freunde hatte, der zuhören konnte und der mit pointiertem Rat zur Seite stand. Mit Tat weniger, aber niemand von uns hätte auch nur ansatzweise erwogen, ihn zu bitten, eine Lampe anzubringen, das Auto reparieren zu helfen oder das Kind aus der Kita abzuholen. 

Ole wusste um seine Stärken und um seine Schwächen und er kehrte sie alle nach außen. Das machte ihn zu einem ehrlichen und selbstbewussten Menschen und für uns zu einem über alle Maßen liebenswerten Freund, dem man nie lange böse sein konnte. Oles Tür stand immer offen. Das lag zum einen daran, dass die Klingel kaputt war. Aber vor allem lag es daran, dass er für seine Freunde da war, stets verständnisvoll, immer ausgesprochen großzügig. Für manche sogar über das normale Maß hinaus. Seine offene Art verführte uns freilich bisweilen dazu, seine Geselligkeit auszunutzen; er hat das gerne zugelassen. Und so spielten wir im Garten Croquet, saßen ewig in der Küche, hingen auf dem Sofa, verbrachten Stunden an der Dartscheibe, redend und diskutierend, lachend und weinend.

Ole war ein begnadeter Werbetexter. Gleichermaßen fantasievoll wie treffsicher, stets überraschend, immer unterhaltsam, oft übers Ziel hinaus, es aber trotzdem nie verfehlend. So etwas können nicht viele. Aus seiner Feder stammen etliche preisgekrönte und erfolgreiche Kampagnen. Wer sich noch an die Fußballer für Nutella erinnert – das war seine Idee.

Ole war auch zeitweise Kneipier gewesen. Und es ist mehr als passend, dass die Bravo Bar für einen gewissen Zeitraum eine der angesagtesten Bars Berlins war. Ole war immer und überall beliebt und so waren es auch die Dinge, die er tat.

Ole wusste, wie man Erfolg hat. Aber er war nicht von Erfolgssucht getrieben. Er war ehrgeizig, aber immer nur solange sein eigener Ehrgeiz seiner Lebensbejahung nicht in die Quere kam. Wenn er Erfolg hatte, dann verbuchte er es eher unter: Hab ich bewiesen, kann ich, weiter.

Jetzt hat dieses große Herz aufgehört zu schlagen.

Was für ein Verlust.

Sein Lachen ist verstummt. Seine Lässigkeit ist dahin. Seine Coolness vorüber. 

Wir trauern mit seiner Mutter, seinen Brüdern und ihren Familien. Ole liebte seine Familie über alles. Ihr Zusammenhalt war ihm Energiequelle und sicherer Hafen.

Oles zweite Familie waren die Wespen. Ole war Wespe durch und durch. Wenn wir früher von uns Wespen gesprochen haben, haben wir oft den Begriff wespenlike benutzt. Es meinte jene charmante, nonchalante, humorvolle Art, die sich selbst nicht ernst nimmt, dabei andere immer respektiert und alle und jeden stets mit offenen Armen und ausgeprägter Gastfreundschaft willkommen heißt. Es meinte eine ungezwungene Attitüde, die Talent immer über Verbissenheit stellt, die Ehrgeiz in sympathischem Rahmen hält. Ole verkörperte diese Haltung in besonderem Maße. Gewinnen ja, aber nicht um jeden Preis. In der Niederlage Größe zeigen, immer in dem Wissen, dass die dritte Halbzeit schnell aus Besiegten überlegene Gewinner machen kann. Erst recht, wenn man Ole mit seiner Schlagfertigkeit und seinem unübertroffenen Humor auf seiner Seite hat.

Ole war auch über die Grenzen Berlins in ganz Hockeydeutschland sehr beliebt. Sein „Auslandsaufenthalt“ in Hamburg, seine Zeit in der Jugendnationalmannschaft und seine zahlreichen Spiele in der Bundesliga und auf Spaßturnieren machten ihn im ganzen Land zu einem bekannten und immer gern gesehenen Gesicht. Und so werden jetzt Land auf, Land ab etliche Hockeyspielerinnen und -spieler an ihn denken, überlegen, wann und wo sie ihn das letzte Mal gesehen haben und sich dabei ohne Zweifel an einen ausschließlich positiven, überaus gut gelaunten, fröhlichen Menschen erinnern.

Es sind diese Erinnerungen, die bleiben.

Denn jetzt werden wir ohne dich weitermachen müssen. Wir werden noch eine gute Weile weinen und dich betrauern und dich dann für immer vermissen. Wir werden wütend sein und uns beklagen, dass du so früh, viel zu früh gegangen bist. Die Party zu früh verlassen, das war sonst gar nicht deine Art. Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Und wir werden versuchen, es mit deinem Humor zu nehmen. Und mit deinem Fatalismus. Und deiner Melancholie. Und deiner Fröhlichkeit. Und wir werden deine Geschichten weitererzählen. Denn du bist nicht weg. Du bleibst.

 

Alex

 

Wir alle werden Dich nicht vergessen. Vielen Dank für alles, lieber Ole!

 

Vorstand, Aufsichtsrat und Beirat im Namen der Zehlendorfer Wespen