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Deutscher Meister 2025 – was für ein Film!

 

Die männlichen 2007/2008er der Zehlendorfer Wespen, was für eine Mannschaft—abendfüllende Geschichten, spielfilmreife Momente, dramatische Drehbuch-Wendungen und ein gekrönter Abschluss als Deutscher Meister Feldhockey der Saison 2025! 

 

Davor standen ungezählte Berliner Meistertitel, zahlreiche Ost- und Nord-Ost-Deutsche Siege, bittere DM Endrunden mit ganz knapp verpassten Titeln und natürlich, der in der deutschen Hockeygeschichte einmalige Sieg der Hallensaison 2023/2024, der an Dramatik nicht zu überbieten war und in der nun schon über 10.000mal geklickten Dokumentation ‚Acht verrückte Tage‘ auf unserem YouTube Channel festgehalten ist. Schließlich hat am 26. Oktober 2025 alles gepasst, wirklich alles und das dramaturgische Drehbuch hätte für die letzte Feldsaison dieser Jahrgangskonstellation nicht besser passen können. 

 

Aber lasst uns kurz zurückschauen. Die Jungs kommen zu Saisonbeginn als jetzt mU18 wieder zusammen, sie kennen sich meist seit mehr als zehn, zwölf und teilweise 14 Jahren. Die meisten haben bei den Zehlendorfer Wespen den Hockeyschläger halten gelernt, haben zusammen schon alles erlebt. Die Saison geht los und—Moment mal—am 30. Juni ein Unentschieden gegen Blau Weiss, rückblickend das schlechteste Ergebnis des Jahres der gesamten Saison. Kilian Briese und sein Team aber bleiben ruhig und sortiert, leiten das Bündel aus langsam erwachsen werdenden Jungs wie immer souverän und auf den Punkt konzentriert durch die weiteren Spiele. Berliner Meister am 1.10. mit einem 6:0 gegen TusLi und man war sich beim Siegerfoto nicht ganz einig, wie viele Finger für gewonnene BM-Titel man nun zeigen sollte, bei den meisten der Jungs reichen zwei Hände nicht aus.

 

18./19. Oktober, Zwischenrunde zur DM in Frankfurt. Der treue Anhang der Mannschaft reist natürlich mit. Sollte es dieses Mal mit dem erneuten Anlauf zum ersehnten Titel endlich klappen? Nicht wenige der Jungs haben am Vorabend vor 1.200 Zuschauern mit den 1. Herren das Derby in der Bundesliga gegen den BHC gespielt, ein wenig frustriert und körperlich zum Teil lädiert geht es über Nacht und am frühen Morgen in Richtung Hessen. Erstes Spiel gegen Flottbek aus Hamburg, es läuft nach alter 07/08er Siegermanier, ein souveränes 5:1, tolle Teamleistung, alles passt. Ein Tag später, im Finale der Zwischenrunde wartet kein geringerer als der amtierende Deutsche Meister Mülheim – ein ganz starkes Team, gespickt mit vielen Nationalspielern, topp in Form. Aber unsere Jungs sind fokussiert, konzentriert, bleiben mental über die gesamte Spiellänge voll dabei. Das knappe 1:0 wird stark verteidigt, so dass der Sieg bei Abpfiff frenetisch gefeiert werden kann. Eine großartige Leistung der Trainer und Spieler mit abgeknabberten Fingernägeln und viel Heiserkeit beim treuen Anhang der Jungs.

 

So, Qualifikation zur Endrunde zur Deutschen steht. Das kennt die Mannschaft, sie waren schon oft dabei. Verlorene Finalspiele, verlorene Penalty Shoot-outs, selbst auf heimischem Platz. Tränen, schwere Trauer eben nach diesen Dramen, sie haben es alles erlebt. Aber nicht dieses Mal, nicht beim letzten U18 Feld Turnier für das Team als 2008/2007er, es darf nicht noch einmal so kommen. Anreise nach Mannheim, nicht ganz ums Eck. Bus, Bahn, Auto - der treue Anhang fährt natürlich auch dieses Mal mit. Mit eben diesen vielen Erinnerungen der vielen Spiele, Siege, furchtbar knappen Niederlagen und Tränen, der Trauer und des Glücks über unzählige Jahre im Gepäck.

 

Der 25.10., erstes Spiel gegen die Hausherren vom Mannheimer HC. Ausgeglichen. Viele Kreisszenen. Torschüsse, grandiose Torwartparaden auf beiden Seiten. Am Spielfeldrand ist es nervlich kaum auszuhalten. Dann das 1:0! Aber der Ausgleich kurz vor der Halbzeit. Kilian steuert, lenkt das Team. 2:1, 3:1 Endstand. Der Puls sinkt langsam, geschafft, Finale!

 

Sonntag, der 26.10., nun ist es soweit, das Drehbuch geht in den letzten Akt – im klassischen Film die Auflösung. Für die 07er ist es das letzte Feld-Spiel als Jugendspieler. Was für eine gemeinsame Reise über so viele Jahre, nachdem sie mit vier oder fünf Jahren zusammen bei den Wespen angefangen haben und beste Freunde geworden sind – auf und neben dem Platz. Es geht gegen den HTHC, ausgerechnet – auch das hätte ein Hollywood-Drehbuchautor nicht anders geschrieben. HTHC? Da war doch was. Wie so oft. Eltern, Geschwister, Freundinnen und Freunde, die sich über die Jahre auch gut kennengelernt haben, sind am Spielfeldrand maximal angespannt. Auflaufen. Deutsche Nationalhymne. Der so begehrte blaue Wimpel wird präsentiert. Dann der Anpfiff, es geht hin und her. Hochklassig. Ein würdiges Finale der zwei in dieser Saison absolut besten deutschen U18 Teams. Die Wespen sind konzentriert. Dann in der 10. Minute das 1:0 - kurze Ecke! Endlich! Aber es sind noch 50 Minuten zu spielen, und das nicht gegen irgendwen, sondern gegen den Erzrivalen HTHC! Die Trainer bleiben ruhig, weisen an, wechseln klug, erklären die Taktik. Am Spielfeldrand bleibt diese himmelhohe Anspannung. Man kennt diese Situationen, hat sie so oft erlebt aber trotzdem ist man immer wieder voll drin und fiebert mit.

 

Die Mannschaft ist eine Einheit, der HTHC rennt immer wieder in höchster Qualität an. Die Stürmer helfen der Verteidigung. Das Mittelfeld wehrt ab. Jeder für jeden, ausnahmslos. Nadelstiche nach vorne. Kurze Ecken abgewehrt. Die Null bleibt stehen. Abpfiff. Unendliche Freude! Nach all den Jahren dieser Sieg! Hart umkämpft. Der erste Titel überhaupt auf dem Feld für eine männliche Mannschaft der Zehlendorfer Wespen. Seit 1911! Die Dramaturgie, dass ausgerechnet diese Mannschaft diesen ersten Titel holt, hätte sich Spielberg nicht besser ausdenken können. Manchmal hatte es im Laufe der Jahre eher etwas von Quentin Tarantino. Das Drehbuch dieses Films schließt jedenfalls mit den besten Szenen und einem Happy End ab! Die Jungs haben es endlich geschafft, Deutscher Meister auf dem Feld, die beste mU18 Mannschaft der Nation! Siegerehrung. Den großen blauen Wimpel endlich in den Händen! Nach so vielen Jahren der Aufopferung für diesen großartigen Sport. Zusammen das Größte erreicht. Die Heimfahrt im Bus mit der Mannschaft ist lang, laut aber das interessiert keinen (außer den Busfahrer). Eine Siegesparty in bester Wespenmanier im Club wurde fix und effizient organisiert. Danke an alle dafür, grandios! 23 Uhr. Ankunft. Freude pur, locker 200 Leute da! Die Party ist wie das Team über die ganzen Jahre ein würdiger Abschluss. Es hätte nicht besser ausgehen können. Vielen Dank an alle Beteiligten dieses Erfolges. Jeder hat daran seinen Anteil, aber natürlich insbesondere dieses Team, das diesen nun erreichten Traum nie aufgegeben hat!

 

 

Text: Detlef Schäfer

Bilder: privat